Sie werden gezwungen, jemanden zu heiraten, den die Familie ausgewählt hat – gegen ihren ausdrücklichen Willen.

Sie sehen keine andere Möglichkeit als bei ihrem gewalttätigen Ehemann zu bleiben, weil sich ihre gesamte Grossfamilie gegen sie stellen würde, sollten sie aus dieser Situation ausbrechen. Auch in der Schweiz! Allein die Fachstelle „zwangsheirat.ch“ des Bundes hat im vergangenen Jahr weit über 300 Betroffene beraten, ein Drittel davon sogar Minderjährige. Sie sind Gefangene der Ehrkultur, deren Denken so ganz anders ist als unseres.

Zoyas goldener Käfig

Wie „freiwillig“ Zoya1  ihren Mann geheiratet hat, wissen wir nicht. Es schien eine gute Partie zu sein. Seit Jahren lebte er in der Schweiz und holte sie aus der Perspektivlosigkeit ihrer Heimat in Pakistan. Was vielversprechend begann, kam ihr schon bald vor wie ein Gefängnis. Ohne ihren Mann konnte sie das Haus kaum verlassen, sie hatte kein eigenes Geld, konnte keine Sprachkurse besuchen und fühlte sich einsam. Als das erste Kind geboren wurde, spitzte sich die Situation zu. Durch die beengten Wohnverhältnisse und das häufig weinende Baby lagen die Nerven des Ehemanns blank. Es kam zu schlimmen Konflikten, bis hin zu Handgreiflichkeiten und sogar Todesdrohungen.

Sollte sie sich entschliessen, ihren Mann zu verlassen, weiss sie schon jetzt: Es gibt kein Zurück. Weder zu ihrem Mann noch zu ihrer Familie in Pakistan. Sie würde Schande über ihre Familie bringen und wäre ihres Lebens nicht mehr sicher.

Einfacher Fehler oder Schande?

Diese Prägung beginnt schon früh. Eltern und ältere Geschwister wachen über jeden Schritt, vor allem bei Mädchen. Fehlverhalten bleibt nicht die Sache einer einzelnen Person, sondern betrifft automatisch die ganze Sippe. Man ist in dieser Ehrkultur gezwungen, sich bei allem, was man tut und sagt, zu überlegen, wie die Anderen darüber denken, und muss jede Situation vermeiden, die als Sünde oder Schande gewertet würde. Der Erfolg einer Grossfamilie hängt von ihrem Ruf ab.

Innere Zerrissenheit

„Mach uns keine Schande!“ ist in Hatuns2 Ohren eine ernsthafte Drohung. Sie ist in Deutschland aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nun soll sie einen Mann heiraten, den sie kaum kennt. Sich dem Willen der Eltern zu widersetzen, würde bedeuten, Schande zu bringen – mit tragischen Konsequenzen. Hatun kann sich ein Leben ausserhalb ihrer Familie nicht vorstellen und steckt in einem schrecklichen Zwiespalt. „Meine Familie ist das Problem“, sagt sie, „mal liebe ich sie, dann hasse ich sie, dann liebe ich sie wieder …“ Die Liebe zu ihrer Familie ist es, was sie letztlich das Leben kostet. Sie hat es nicht geschafft, weit genug wegzulaufen, war allein in ihrer Not und Zerrissenheit. Und wurde von ihrem Bruder auf offener Strasse erschossen.

Abfall vom rechten Glauben

Konvertiert jemand aus einer muslimischen oder auch hinduistischen Familie zu einem anderen Glauben, so wird oft Druck aufgebaut. „Schwöre deinem neuen Glauben ab, sonst gehörst du nicht mehr zur Familie!“ Wer nicht Folge leistet, wird ausgestossen und mit dem Tod bedroht. Dies geschieht nicht nur im Mittleren oder Fernen Osten, sondern auch in unseren Städten und Dörfern, in den Asylheimen vor unserer Tür, in unserem direkten Umfeld.

Wie können wir helfen?

Kinofilme, Bücher, Zeitungen und Fernsehdokumentationen bringen solche Schicksale in all ihren Facetten bis in unser Wohnzimmer. Sie lösen Betroffenheit aus, aber auch Ratlosigkeit. Wie können wir solche sozialen Zwänge und Ehrendelikte in unserem Land erkennen und verhindern? Wie können wir Betroffene begleiten und ihnen zu einem Leben in Freiheit und Würde verhelfen?

Der Verein Sabatina Schweiz setzt auf mehreren Ebenen an:

Information, Aufklärung und Sensibilisierung

Nur wer gut informiert ist, kann brenzlige Situationen erkennen und gut reagieren. Vielleicht kümmern Sie sich um Flüchtlinge, unterrichten Deutsch oder engagieren sich in der Hausaufgabenhilfe. Eine Schülerin kommt seit ein paar Wochen mit Kopftuch in die Schule – oder hat Angst vor den Sommerferien im Heimatland der Eltern. Könnte es sein, dass hier die Grossfamilie Druck ausübt? Dass eine Heirat geplant ist, die das betroffene Mädchen gar nicht will?

Falls Sie solche Beobachtungen machen, versuchen Sie nicht, das Problem im Alleingang zu lösen! Rufen Sie die Sabatina-Helpline an und lassen Sie sich umfassend informieren. Die Sabatina-Mitarbeiter stehen auch für Vorträge und Schulungen zur Verfügung – zum Beispiel in Ihrer Schule oder Gemeinde.

Begleitung und Schutz für Betroffene in der Schweiz

In Zusammenarbeit mit und Ergänzung zu staatlichen und kantonalen Hilfs- und Schutzangeboten stehen die Sabatina-Berater in engem Kontakt mit den Opfern und sprechen oft sogar deren Muttersprache. Sie können aufgrund ihres Verständnisses der Kultur zielführend helfen.

Gezielte Opferhilfe im Ausland

So rasch und unbürokratisch wie möglich unterstützt der Verein Sabatina wegen ihres Glaubens Verfolgte und Versklavte in ihrem Heimatland. Weil Sabatina vor Ort gut vernetzt ist, kommt die Hilfe da an, wo sie wirklich gebraucht wird. Zum Beispiel bei Christen in Pakistan, die zur Sklavenarbeit in einer Ziegelbrennerei gezwungen wurden. Oder bei Hunderten christlicher Familien, die Sabatina während der Corona-Krise mit Lebensmittelpaketen versorgten, weil ihre mageren Einnahmequellen in dieser Zeit völlig versiegten.

Helfen Sie Sabatina Schweiz helfen

Unterstützen Sie die Arbeit des Vereins Sabatina, indem Sie dafür beten. Fordern Sie die Rundbriefe an. Legen Sie die Broschüren in Ihrer Kirchgemeinde auf. Sprechen Sie Frauen an, bei denen Sie befürchten, dass ihnen Gewalt zugefügt wird. Organisieren Sie einen Vortrag mit einer Fachperson von Sabatina.

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