Ganz auf sich allein gestellt

Zaida* ist im Nahen Osten geboren. Ihr Vater war 70, ihre psychisch und mental beeinträchtigte Mutter dessen Zweitfrau und 40 Jahre jünger. Sie war komplett überfordert mit ihrer kleinen Tochter, und nach mehreren Anläufen, sie bei Verwandten zu platzieren, kam die 3-jährige Zaida schliesslich in ein Internat. Nur zu einer rund 50 Jahre älteren Cousine hatte sie über die Jahre Kontakt. Als sie 16 war, erfuhr sie anlässlich der Beerdigung ihres Vaters, dass sie noch einen fünf Jahre jüngeren Bruder hatte. Die Mutter lebte mittlerweile dauerhaft in einer Einrichtung für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. Zaida fühlte sich völlig fremd und nicht dazugehörig.

Nach ihrem Schulabschluss musste sie das Internat verlassen. Sie wollte studieren und schaffte es, von verschiedenen Organisationen Stipendien zu erhalten und fand ein erschwingliches Zimmer im Studentenwohnheim. Nach fünf Jahren konnte sie das Studium abschliessen. Arbeit zu finden, gelang ihr ebenfalls, aber in ihrem Heimatland herrschten Inflation und Wirtschaftskrise. Ihr kleiner Lohn reichte nur für das Nötigste. Als Corona kam, war sie monatelang arbeitslos und verlor auch ihre kleine Wohnung.

Bei der Verwandtschaft konnte sie nicht unterkommen. Ihre Halbgeschwister und Cousins waren selbst mittellos und wohnten in äusserst beengten Verhältnissen. Ihr Bruder, der sie für ein paar Wochen beherbergte, erniedrigte sie in jeder erdenklichen Form und fügte ihr auch körperliche Gewalt zu.

Als weitläufige Verwandte ihr von einem reichen Cousin in der Schweiz erzählten, schien das wie ein Lichtstreifen am Horizont für die verarmte und einsame Zaida. Über WhatsApp lernte sie den deutlich älteren Mann etwas kennen. Er machte auch zwei Besuche in seinem Heimatland – und Zaida viele Versprechen für teure Geschenke und ein bequemes Leben in der Schweiz. Wenig später fand die Hochzeit statt, und der Mann beantragte Familiennachzug für Zaida. Rund vier Monate später brach sie ihre Zelte ab und flog erwartungsvoll in die Schweiz.

Böses Erwachen

In der Schweiz angekommen, musste Zaida entsetzt feststellen, dass ihr frisch angetrauter Ehemann bereits mit einer anderen Frau zusammenlebte und mit dieser auch das Schlafzimmer teilte. Zaida wurde auf eine Gästecouch verwiesen und war schon bald die lästige Dritte. Verbale Gewalt war an der Tagesordnung, und er fing auch schnell an, sie zu schlagen. Zunächst wusste sie sich nicht zu helfen. Was hätte sie auch tun können? Sie war in jeder Hinsicht abhängig vom gewalttätigen Ehemann.

Endlich hatte sie den Mut, die Polizei zu rufen, als er sie wieder einmal übel misshandelt hatte. Die Polizei erteilte dem Ehemann Kontakt- und Annäherungsverbot. Zwar war Zaida nun für den Moment in Sicherheit, doch konnte sie die Situation mit der anderen Frau in der gleichen Wohnung nicht aushalten. Sie floh zu einer entfernten Cousine in Deutschland. Dort erreichten sie kaltblütige Morddrohungen von ihrem Bruder, sollte sie jemals in ihr Heimatland zurückkehren.

Der Besuch in Deutschland weitete sich auf mehrere Monate aus. Inzwischen reichte der Ehemann die Scheidung ein und meldete Zaidas Wohnsitz ab. So verlor sie das Aufenthaltsrecht in der Schweiz. Dies erfuhr sie jedoch erst, als sie zurückkam, um Angelegenheiten im Zusammenhang mit der Scheidung zu regeln. Nun sitzt sie zwischen Stühlen und Bänken, denn das kantonale Migrationsamt verweigert die Erneuerung der Aufenthaltsbewilligung. In Deutschland hat sie kein Bleiberecht, und ins Heimatland zurückkehren kann sie nicht. Junge geschiedene Frauen sind in der dortigen Kultur Freiwild. Ausserdem wartet dort der Bruder, der sie umbringen will. Ehrenmorde sind an der Tagesordnung und werden kaum geahndet.

Hilfe durch Sabatina

Zaidas Hilferuf kam über eine syrische Bekannte zu uns. Wir haben eine Rechtsanwältin gefunden, die nun einen Rekurs gegen das verweigerte Aufenthaltsrecht eingereicht hat, und versorgen Zaida mit Lebensmitteln. Als sie nicht länger in einer kirchlichen Notunterkunft bleiben konnte, haben wir eine Gastfamilie für sie gefunden, wo sie dauerhaft bleiben kann. Sie ist glücklich, nun in einer Familie leben zu können und verbessert nebenbei ihre Deutschkenntnisse. Gespannt warten wir mit ihr auf den Entscheid des Migrationsamts.

Helfen Sie uns, traumatisierten Frauen wie Zaida zu helfen?

 

*Name aus Sicherheitsgründen geändert, Symbolbild

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