Wenn man sich nie ganz sicher fühlt…

Taraneh* ist eigentlich Afghanin, aber wie so viele ihrer Landsleute ist sie im Iran aufgewachsen. Ihre Familie ist streng in den alten Traditionen verwurzelt, und so wurde sie bereits mit 13 Jahren verlobt. Zum Glück konnte sie sich gegen eine so frühe Heirat zur Wehr setzen, und schon bald änderte die Flucht Richtung Europa sowieso alles. Über mehrere Monate hing die Familie in der Türkei fest. Dort geschah das Schreckliche: Taraneh wurde von einem Afghanen vergewaltigt. Um diese Schande zu vertuschen, wurde sofort eine muslimische Hochzeit organisiert. Sie war damals 16 Jahre alt. Sie hatte keine Wahl.

Es stellte sich heraus, dass dieser Mann ein Schlepper war. Er versprach, die Weiterreise der ganzen Familie zu organisieren. Trotzdem mussten sie noch lange in der Türkei verharren. Taraneh wurde schwanger. Vor zwei Jahren wurde ihre Tochter geboren, und inzwischen befinden sich die beiden in der Schweiz, während der gewalttätige Ehemann vorerst in Griechenland blieb.

Über eine Sozialarbeiterin ist Taraneh nun bei Sabatina gelandet. Ihr Ehemann schickt ihr häufig Drohbotschaften. Er will ihr die Tochter wegnehmen und sie umbringen, schreibt er. Von ihrer eigenen Familie kann Taraneh keine grosse Schützenhilfe erwarten, weil sie in deren Augen Schande gebracht hat – erst durch die Vergewaltigung und nun durch ihren Wunsch, sich scheiden zu lassen. Als Schlepper verfügt der Ehemann über mehrere Pässe und kann deshalb unbemerkt in die Schweiz einreisen. Als er Taraneh neulich von einer Schweizer Telefonnummer aus kontaktierte, haben wir die Polizei eingeschaltet. Taraneh hat jedoch grosse Angst, dass seine Rache nur noch unerbittlicher wird, wenn er ihretwegen von der Polizei verhaftet würde. Nun gilt es, ihr bestmöglichen Schutz zu gewähren, ihren Aufenthaltsort geheim zu halten – und ihr gleichzeitig trotzdem die Möglichkeit zu geben, Sprachkurse zu besuchen und sich so gut wie möglich zu integrieren.

*Name aus Sicherheitsgründen geändert.

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